23. September 2005 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Schillergrill
Zum Start der Klassikergrillsaison feierte man heuer Friedrich Schillers 200. Todestag. Vom Freiheitsdichter raunte man da am Rost, er habe »mit der Kraft der Begeisterung« länger gelebt, als es sein Körper erlaubte (Safranski). Schiller selbst hat die Rolle des weltenthobenen Künstlers gerne gespielt. Weil aber Höhenflug allein langweilt, und der Dichter längst fest auf dem Sockel steht, gehört es zur Jubelroutine, auch an die menschliche Seite des Genies zu erinnern. Noch zu entdecken bleibt dagegen der Alltagsdichter, der gelegentlich mit »F. Schiller Haus- und WirtschaftsDichter« zeichnete. Dass es an den Werktagen eines ‘freien Schriftstellers’ immer um die Wurst geht, hat Schiller genau registriert: „Körners Vormittag“ ist nicht nur ein launiger Geburtstagsgruß für seinen Freund, sondern ein Drama über moderne Bürgersorgen: Terminzwänge, Verpflichtungen, Vergeudung von Zeit und Geld. – Grit Dommes weiß als Germanistin davon zu berichten, und Sabine Scho (Leonce-und-Lena-Preisträgerin) liest eigene Gedichte, über denen der Duft der großen weiten Welt als Schillergrillschwade liegt. Was in diesem Jahr vom Knochen übrig blieb, stellen die zwei Damen vom Schillergrill in dem gerade frisch vom Rost geholten Schiller-Sonderband der Zeitschrift TEXT + KRITIK vor.