9. April 2010 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Mein Blick oder Langzeitprojekt Mensch
Sie hat Modedesign gelernt, einen Beruf, in dem man Menschen ein- und manchmal verkleidet. Zufällig kam sie zur Fotografie, um dann alles anders zu machen. Herlinde Koelbl enthüllt menschliche Existenzen. Der Auslöser zwinkert in dem Moment, in dem sich Persönlichkeit an der Oberfläche der Posen zeigt. Ihre Fotos trotzen der Momenthaftigkeit des Mediums, bannen Biografien auf Fotofilm. Sie eröffnen ein Panorama von Stärken und Schwächen. Mit beharrender Neugier und respektvoller Schonungslosigkeit erkundet sie Leben, ihre Langzeitprojekte zeugen von Disziplin und Leidenschaft. In dem Film RAUSCH UND RUHM dokumentiert sie den Drogenentzug des Popliteraten von Stuckrad-Barre. Für Spuren der Macht lichtet sie über Jahre die politische Elite des Landes ab (Schröder, Merkel, Fischer). Mit Interviews macht sie deutlich, wie das Amt den Menschen verändert. Koelbls Arbeit zeigt Spuren, die das Leben hinterlässt, Kratzer auf der Oberfläche, Überbelichtungen, monochrome Wunden. Im Martin-Gropius-Bau gab es eine Werkschau mit dem Titel Mein Blick, der Bildband zur Ausstellung erschien im Steidl Verlag. Der Lektor Jan Strümpel und Hauke Hückstädt sprechen mit der Künstlerin.